Philipp Brodas Malmö Connection schlug im Kulturforum

Brücken Wohlklang von Bossa bis Belt

Jörg Meyer | kn | 26.02.2009 Kiel - Die klassische Unterscheidung „hot versus cool“ ist im zeitgenössischen Jazz wohl längst obsolet. Wenn nicht, dann spätestens mit Philipp Brodas Malmö Connection im KulturForum. Denn der Kieler Saxofonist und seine Quartettkollegen aus Malmö verbinden diese beiden Temperamente ebenso innig wie die Gegensätze zwischen hitzigem Bossa und kühlem Jazz, wie man ihn nördlich des Belts spielt.

Entspannt und zugleich nervös geht es schon im Opener Letzter Augusttag zu. Vor allem auf dem Saxofon, das Broda gleichsam unterkühlt warm bläst. Ruhig fließen die melodischen Einfälle der Eigenkompositionen aus seinem Horn, selbst wo sie von improvisiertem Gewriggel durchbrochen werden. Dass Broda der Frontman der Malmö Connection ist, steht nur auf dem Line-Up-Zettel, ansonsten regieren bei ihm Understatement und weiches Spiel fern von den üblichen saxofonischen Parlandi. Auch Gitarrist Per-Oscar Nilsson - das heimliche Gehirn der Connection, wenn Broda deren Seele ist - phrasiert seine melodischen Einwürfe sanglich und mit reichlich Vibrato. Als Rhythmiker sind Andreas Baw an den vom kühlen Metall der Becken dominierten Drums und Johnny Åmans Bass souverän, mehr noch aber, indem sie sich von solcher „coolen“ Funktionalität emanzipieren.

Vor allem im Duo-Solo im frisch aufgespielten Bossa Bright Light zeigen sie, dass cooler Rhythmus und eine swingend „hotte“ Melodik gut zueinanderpassen, dass es vom Bossa zum Belt eine gangbare Brücke gibt. Ein Bass, der nicht wie üblich „walkt“, sondern eigene innige Wege beschreitet, Drums, die in aller uhrwerkenden Präzision Gefühl für Zartheit beweisen, eine Gitarre, die geradeaus scattet, und ein Saxofon, das nicht nur in ausgewiesenen Balladen wie Fjord ein nordisch sinnierender Barde ist - all das erzeugt Wohlklang. Welcher gerade im coolen Jazz nicht unbedingt eine Tugend ist, welchen pures Vertrauen auf den Groove und den Swing so aber auch nicht erzeugen könnte. Das Quartett verbindet diese Gegensätze, indem sie ihm schlicht egal zu sein scheinen. Dennoch wird hier nichts glatt gebügelt, wie This One Is For Maras Piano zeigt. Eine Hommage an das Klavier, das Brodas Mitbewohnerin ihm in der Dresdner Studentenbude überließ und auf dem viele Kompositionen entstanden. Dieses - insofern auch Schlüsselstück - wirkt, als würde ein Skizzenbuch aufgeschlagen und man blätterte Seite für Seite durch dessen motivischen Einfallsreichtum. Ein Kreuz und Quer durch Gedankensplitter, das ihnen ihre Ecken und Kanten lässt und gerade so zu einem Entwurf eines kleinen Kosmos wird. Und der Mut, den Bossa am Belt zu spielen und Latin auf gut Nordisch zu skandieren.